Evangelische Stiftung Volmarstein gedachte am 17. Mai des am 08. März verstorbenen Dr. Ulrich Bach

Veröffentlicht auf von Helmut Jacob

Gedenkstunde ohne Bild

 

Dafür, dass - wie sonst üblich zu Gedenkfeiern - ein Bild des Verstorbenen fehlte, entschuldigte sich Gemeindepfarrer Hans-Günter Rose gleich zu Beginn der Veranstaltung.

 

Nach dem Sonntagsgottesdienst am 17. Mai 2009 traf sich eine Runde in der Martinskirche, um des Toten zu gedenken. Zwischen Orgel- und Klavierstücken mit Gemeindegesang trugen Rose und Stiftungssprecher Jürgen Dittrich Texte aus Bachs Büchern vor. Im Anschluss daran fand sich ein kleiner Kreis zum Kaffeetrinken in der Kirche und tauschte Erlebnisse und Gedanken über Ulrich Bach aus. 

 

Eingeladen war auch die Witwe. Sie solle doch gleich ihren „Ökumenischen Chor Roll- und Ge(h)sang Wetter“ mitbringen, ihn dirigieren und damit die Gedenkstunde umrahmen. Erika Bach sagte die Teilnahme an diesem Termin ab.

 

Für Irritation sorgte auch ein an Erika Bach persönlich geschicktes Kondolenzschreiben des Gemeindepfarrers. Dieses fand sie  auf der Endseite des Gemeindegrußes (Ausgabe 2, April/Mai 2009) wieder. Ein Besucher: „Für mich war es eine reine Alibiveranstaltung und beschämend die Würdigung eines Mannes, der so viel für die Anstalten getan hat.“

 


Brieftext


Lieber Ulrich,

 

für Deine Familie und für Dich, denn ich glaube, Du schaust mir jetzt über die Schulter, am meisten aber vielleicht für mich selber, möchte ich ein paar Erinnerungen festhalten, gewissermaßen in einem Album blättern, manche Seiten schnell umschla­gen, auf anderen verweilen.

 

Da ist ein Vortrag in Wuppertal, meine Frau und ich gehen hin, ein Rollstuhl fahrender Pfarrer namens Bach ist angekündigt. Bewegt gehen wir nach Hause und denken: Ja, so könnte das Miteinander von Behinderten und Nichtbehinderten gelingen. Wir kaufen die Volmarsteiner Rasiertexte, wissen noch nichts von den Anstalten und unserer Zukunft.

 

Meine Vorstellung als Bewerber um die Pfarrstelle der Anstaltskirchengemeinde vor der Gemeindevertretung in Volmarstein, Du sitzt in dieser Runde, fragst nach, aufgeregt bin ich, Dir persönlich zu begegnen. Später lernen wir uns gegenseitig besser kennen, fechten Dinge gemeinsam aus, merken aber auch, dass es unterschiedliche Sichtweisen gibt.

 

Ich übernehme den Vorsitz in der Gemeindevertretung. Tagesordnungspunkt Protokoll, wir schmunzeln schon alle, denn Du wirst sicher etwas gefunden haben, was nicht ganz korrekt war.

 

Eine Gemeindefreizeit in Nachrodt-Wiblingwerde. So ausgelassen habe ich Dich noch nie erlebt. Spielst „Kriegen"mit dem Rollstuhl und einem anderen Rollstuhlfahrer.

 

Dein Platz im Chor, der damaligen Kurrende: Wie Du an dieser Stelle Dich einfügst, ganz zugewandt bist, und aufmerksam das Dirigat Deiner Frau verfolgst.

 

Und dann der Andachtskreis im Haus Bethesda. Erst kenne ich ihn nur vom Hörensagen von Dir, später übernehme ich ihn. Heute weiß ich, dass Du mir damit ein großes Geschenk gemacht hast. Wie viel Lebenserfahrung, wie viel schlicht formulierter, echter Glaube ist dort gegenwärtig! Du hast manche immer wieder zitiert. Prophetinnen und Propheten im Rollstuhl sozusagen.

 

Ich denke an Tagungen in Iserlohn, du hattest mich einfach mitgenommen, ich durfte dabei sein und mit spinnen über die Diakonie von morgen, an Deinen sechzigsten Geburtstag und dann, wie überhaupt in all dieserZeit, an manch nicht enden wollendes Telefonat.

 

Mit der Zeit sind wir uns auch wieder fremder geworden. Meine Sicht der Stiftung war im Wandel, Deine ebenfalls. Und trotzdem: die Fragen, die Du uns immer wieder gestellt hast und die Antworten, die Du uns vorgelegt hast, sind weiter wichtig, gerade weil sie vielerorts in der Ablage zu landen scheinen. Gut, dass das Gespräch mit Dir sich immer wieder einmal fortsetzen lässt, wenn ich eins Deiner Bücher aufschlage. Vielleicht hörst Du auch einfach mit zu, wenn ich zu unserem Gott bete, denn diese Brücke bleibt.

 

In Verbundenheit,

Dein Hans-Günter

Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung Erika Bach

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren:
Kommentiere diesen Post